Kicking Horse, Rogers Pass, Revelstoke

Nachdem wir und hoffentlich auch ihr Weihnachten einigermaßen überstanden haben (ja, Nico, wir haben einen sehr schönen Baum!), ist endlich wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt um euch ein wenig zu erzählen, wie es uns die letzten Wochen so ergangen ist. Bei nunmehr schon 25 Skitagen (!) bleibt halt manchmal gar keine Zeit sich um seine Follower zu kümmern.

 

HALFWAY HOTSPRINGS

Die Bilder vom Halfway Hotspring gab‘s ja schon vorab – hier nun also die Story dazu. Da es in Revy ein paar Tage zuuu schönes Wetter war, d.h. für uns dann leider immer kein fresher Pow, haben wir einen kleinen Roadtrip in Richtung Süden unternommen. Super entschleunigt geht‘s hier mit der Fähre über den Upper Arrow Lake. Die Halfway Hotsprings sind komplett natürliche Quellen, die außer über einen Campround nicht weiter erschlossen sind. Das heißt kein Eintritt oder Umkleidekabinen, dafür aber auch lediglich ein ungeräumter, quite bumpy, Forstweg als Zufahrt. Dieser wurde uns zunächst auch leider zum Verhängnis, denn ohne 4WD und eher nicht so geländegängigem Setup unserer Dämpfer mussten wir nach 2km (und ca. 30 Minuten) Wegstrecke abbrechen und umkehren. Wir kehrten etwas enttäuscht um und wählten den nahe gelegenen, für Komforttouristen erschlossenen Halcyon Hotspring als Alternative. Wir wollten aber auch nicht ganz so schnell aufgeben und nächtigten daher auf den ersten Metern des Forstweges um es am nächsten Tag erneut zu Fuß zu versuchen, schließlich sind es „nur“ 11km entlang eines nahezu ebenen Wanderwegs. Und so gelangten wir am nächsten Tag doch noch ans Ziel und erfreuten uns an dem wundervollen Ort. Den Umstand der notwendigen Rückkehr mittels eines mehrstündigen Marsches ignorierten wir gekonnt. Somit hieß es noch rechtzeitig vor dem sunset den Rückweg anzutreten um nicht bei Dunkelheit in einem der tiefen Schlaglöcher zu verschwinden. Doch wir hatten unverschämtes Glück, denn kurz nach Antritt hielt ein Pickup Truck an um uns Hitchhiker klassisch auf dem Tailgate mitzunehmen. Alicia und Liam waren ebenfalls über Nacht bei den Hotsprings und dort schlugen sie sich bei der Gelegenheit auch gleich noch einen Weihnachtsbaum (was in Kanada, sofern der Wald dem Staat gehört, vollkommen legal ist). Zudem waren die Beiden auch noch aus Revy, weshalb wir sie auch auf der Fähre zurück und mittlerweile schon einige Male in der Stadt und im Resort getroffen haben.

 

KICKING HORSE

Bevor wir überhaupt in Revelstoke, unserer Haupt Destination hier in Kanada angelangt waren, ging es erst mal von Bannf über Lake Louise, Golden und den Rogers Pass wieder zurück. Unterwegs im RV checken wir meist die ständig wechselnden weather conditions und fahren dann einfach dem Schnee hinterher. So kam es, dass wir den ersten richtigen Pow beim Preopening in Kicking Horse geshreddet haben. Die Bedingungen waren optimal, deshalb parkten wir overnight direkt am Resort und standen ungeduldig mit hunderten anderen Verrückten früh morgens, lange bevor die erste Gondel fuhr, am Lift. Wir versuchten sogar unser Glück bei der Lotterie für die erste Gondel. Eine sehr coole Aktion bei der der Erlös für einen guten Zweck gespendet wird und die gleichzeitig für gute Laune bei den Wartenden sorgt. Unter kollektivem Jubel ging‘s dann endlich los und die Stimmung hielt auch den ganzen Tag über an, denn von überall vom Berg hörte man “Woohoos“ und „Yeehaws“… wozu auch wir sicherlich das ein oder andere mal beigetragen haben. Am nächsten Tag war das Spektakel schon wieder vorbei, da praktisch der gesamte Berg geshreddet war und wir fuhren weiter über den Rogers Pass in Richtung Revy.

 

ROGERS PASS

Der Rogers Pass stellt praktisch die Grenze, zumindest was die Zeitzone betrifft, zwischen BC und Alberta dar. Über ihn führt die Hauptader Kanadas, die West und Ostküste verbindet- der Highway One. Da es in der Vergangenheit mehrfach zu schweren Avalanches am Pass kam, welche den Verkehr für lange Zeit zum Erliegen bringen und Teils zu verehrenden Zugunglücken führten gibt es ein Avalanche Prevention Program der Kanadischen Armee. Das bedeutet, dass oben auf dem Pass schwere Artilleriegeschütze stationiert werden, welche kontrolliert Lawinen zum Abgang bringen. Und genau DA wollen wir hin um Skitouren zu gehen. Klingt beruhigend, right? Tatsächlich ist der Pass aufgrund seiner Lage und den Bedingungen das perfekte Tourengebiet und das Problem mit den umherfliegenden Artilleriegeschossen ist, wie ich finde, auf sehr kanadische Weise gelöst. Man hat sich einfach vorher im Rogers Pass Center anzumelden und eine Permit für das jeweilige Gebiet abzuholen. Das Ganze kostet nix, aber die Armee weiß dann wer wo unterwegs ist und versucht dort nicht hin zu schießen. Wir waren dann gleich mal zum Einstieg eine kleine Tour entlang des Balu Passes machen und wurden im oberen Teil mit ein paar wirklich schönen Turns belohnt.

 

REVELSTOKE

Seit ca. 4 Wochen sind wir jetzt in Revy, unserem Hauptziel hier in Kanada. Es kommt uns beiden jedoch schon viel länger vor, vermutlich weil schon so viel passiert ist in der kurzen Zeit. Es ging auch einfach schon gut los, als wir gleich am ersten Tag auf dem Weg zum Resort einen Hitchhiker mitgenommen haben. Schnell noch die Kreditkarte zum Glühen gebracht, nen Seasonpass geholt und dann bot uns Drew im Gegenzug seine Dienste als Guide an und zeigte uns gleich die besten Ecken des Gebiets, was allein schon aufgrund der bescheidenen Sicht bei dichtem Nebel von großem Nutzen war. Doch schon am Abend klarte es auf und wir erlebten die vielbesungene beauty der Berge around Revelstoke bei breathtaking Lichtverhältnissen und stunning views. Die Inversionswetterlage hielt auch noch ein paar Tage an und Drew zeigte uns eines Abends auch noch die Hammocks mitten in den Bäumen – mein neuer persönlicher happy place.

Wie sich herausstellte ist unser Guide zudem auch noch Koch im Village Idiot, dem örtlichen Pendent zur Pump’n‘Tap Tavern (vgl. Banff) und dort mit verantwortlich für die überragende Pizza. Überhaupt wird es zu gegebener Zeit noch einen kulinarischen Beitrag über Kanada geben in dem wir euch über unsere gesunde Ernährung, Caesars, Poutine & co. berichten werden.

Es war anfangs übrigens gar nicht so einfach hier in Revy unseren Platz zu finden. Es gibt nämlich nur einen offenen Campground und der ist bis April ausgebucht. Ein anderer ist zur Zeit noch under construction, sollte bis Mitte Dezember öffnen, später hieß es Anfang Januar aber aktuell ist da noch niemand zu erreichen. Aber eigentlich haben wir uns auch längst damit arrangiert, parken abwechselnd irgendwo Downtown, am Resort oder sonst wo, wo uns keiner verscheucht. Zum Frühstück sind wir eh meist schon weg, an unser „Plätzchen“ am See gefahren. Auch die Beschaffung von Propane zum Heizen oder das Dumpen unseres Greywaters sowie die anhaltende Kälte gehören zu unseren alltäglichen kleinen Abenteuern. Hin und wieder, so wie jetzt gerade fahren wir auch ins etwas außerhalb gelegene Crazy Creek um dort mal wieder Strom, sanitäre Anlagen und meistens auch einigermaßen vernünftiges Internet zu haben. Außerdem hat´s hier nen Hot Pool, was den hohen statistischen Wert diesbezüglich erklärt und zu lustigen Bekanntschaften wie Gary, dem Pastor einer deutschen Gemeinde, führt.

Überhaupt lernt man hier in Kanada so viele nette Menschen kennen, weshalb wir uns in Revy schon etwas heimisch und sauwohl fühlen. Praktisch täglich trifft man Leute on the hill oder in der Stadt, Drew sowieso, und der Winter hier hat uns auch schon einige nice powder days beschert. Speaking of Bescherung – dieses Jahr haben wir uns einfach mal selbst beschenkt und uns nen Tag Heliskiing am Eagle Pass gebucht. Wie’s da war erzählen wir euch dann aber ein ander mal… to be continued.

PS: Vielen Dank an Andi für die vielen Tipps v.a. in und um Revelstoke herum!